Landwirtschaft in der DDR

Die Landwirtschaft in der DDR lässt sich in drei Entwicklungsphasen einteilen. In einer ersten Phase wurde eine große Bodenreform zwangsweise durchgesetzt. Die zweite Phase ist geprägt von breit angelegten Kollektivierungsmaßnahmen und die dritte Phase von intensiven Industrialisierungsbestrebungen.

Landwirtschaft DDR 1945 – 1949

In den Jahren 1945 bis 1949 gab es eine Bodenreform, in deren Verlauf Großgrundbesitzer, deren Betrieb mehr als 100 ha Fläche umfasste, und Besitzer, die als Kriegsverbrecher, NSDAP-Mitglieder und Gegner des Kommunismus eingestuft wurden, enteignet wurden. Die ostelbischen Gebiete waren geprägt von hohen Anteil an landwirtschaftlicher Fläche im Besitz weniger (meist adliger) Familien (Junker). So gehörten 1882 in Brandenburg 36,3 % der Fläche zu Betrieben mit mehr als 100 Hektar. Diese Besitzverhältnisse änderten sich bis 1945 nur unwesentlich.

Jedoch wurden auch Betriebe von unter 100 Hektar in wesentlichem Maße enteignet. Vielfach wurden Landwirte als Nationalsozialisten oder Kriegsverbrecher denunziert, die in die Verbrechen des Naziregimes nicht verwickelt waren. Widerstand gegen die Bodenreform kam vor allem von der CDU, deren Zonenvorstand sich 1945 klar gegen die Enteignungen aussprach und ein rechtsstaatliches Vorgehen forderte. Der Vorsitzende der Ost-CDU, Andreas Hermes, wurde daraufhin auf Befehl der SMAD als Vorstand abgesetzt. Die enteigneten Betriebsflächen wurden ärmeren oder landlosen Bauern, teilweise auch Flüchtlingen und Vertriebenen zugesprochen. Diese Neubauern erhielten jeweils eine Fläche von circa fünf Hektar, die für einen Familienbetrieb ausreichten. Auf fünf Prozent der Flächen wurden volkseigene Musterbetriebe eingerichtet.

Landwirtschaft DDR 1952 – 1960

Die Jahre 1952 bis 1960 waren mit einem staatlich organisierten Zusammenschluss von privaten Betrieben zu genossenschaftlichen Großbetrieben zu sogenannten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), verbunden. Offizielles Ziel war die Erhöhung der Produktivität und der Effektivität. Der Zusammenschluss erfolgte teils freiwillig, teilweise wurde jedoch auch ökonomischer und politischer Druck ausgeübt, um einen Zusammenschluss zu erzwingen. Der Zeitraum 1952 bis 1960 wird als „Kollektivierungsphase“ bezeichnet. Im sogenannten „Sozialistischen Frühling“ von März bis Mai 1960 wurden die letzten 400.000 Landwirte zum Eintritt in LPGs gezwungen. Siehe dazu auch Kollektivierung.

Landwirtschaft DDR 1968 – 1989

Eine Industrialisierung des Agrarsektors fand in den Jahren 1968 bis 1989 statt. Ziel dieser Industrialisierung war eine endgültige Beseitigung der Rückständigkeit des Dorfes gegenüber der Stadt sowie eine Gleichsetzung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Stadt- und Dorfbevölkerung. Man strebte ein hochspezialisiertes Wirkungsgefüge an: Es kam zu einer Reorganisation der Pflanzen- und Tierbetriebe, d.h. die LPGs spezialisierten sich entweder auf die Tierzucht oder auf diePflanzenproduktion. Durch den vermehrten Einsatz von Dünger und Pflanzenmitteln wollte man eine Unabhängigkeit von schlechten Witterungsbedingungen gewährleisten. Durch die Einführung von geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten und der Einbeziehung der Frauen in die Produktion wurden Dienstleistungsfunktionen an die Landwirtschaft übertragen.

Nach der Wende

Nach der Wende erfolgte ein grundlegender Umbau der Landwirtschaft. Die LPGs wurden vielfach in Gesellschaften mit beschränkter Haftung oder in eingetragene Genossenschaften nach dem Genossenschaftsgesetz umgewandelt. Diese standen aufgrund von Altschulden und des Investitionsstaus vielfach bald vor wirtschaftlichen Problemen. Die Restitution von enteigneten Grundstücken und der Verkauf von LPG-Land gab die Basis für Wiedereinrichter.
Heute ist die Landwirtschaft in den neuen Ländern geprägt durch Betriebsgrößen, die diejenige im Westen weit überschreiten. Diese machen sie weitaus wettbewerbsfähiger als die kleinflächige Landwirtschaft in den alten Bundesländern.

 

Bild: Erich Westendarp / pixelio.de

 

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