Japanischer Garten

Japanische Gärten sind ein Ausdruck der japanischen Philosophie und Geschichte. Solche Gärten findet man teilweise auf Privatgrundstücken, in Stadtparks, bei buddhistischen Tempeln oder Shintō-Schreinen sowie an historischen Sehenswürdigkeiten wie alten Schlössern. Eine Sonderform, der viele der berühmtesten japanischen Gärten angehören, ist der Zengarten im Kare-san-sui-Stil, bei dem auf Wasser und größere Pflanzen ganz verzichtet wird. Beliebt geworden sind diese Steingärten auch als Miniaturen in Form einer etwa 30 cm breiten Kiste für den Schreibtisch. Beim Tsukiyama-Stil (künstliche Hügel) werden dagegen Berge von Steinen und kleinen Hügeln dargestellt, und ein Teich repräsentiert das Meer. Es handelt sich also praktisch um eine Miniaturlandschaft.

Japanischer Garten – Aufbau

Derartige Gärten sind meist bis ins Detail geplant. Um sie vollends zu verstehen, ist es nötig, sie richtig „lesen“ zu lernen. Neben dem theoretischen Wissen über die Gestaltung und der Handwerkstechnik muss sich der Errichter des Gartens in den gegebenen Ort einfühlen können, um den Garten mit der Umgebung harmonieren zu lassen. Die Gärten sind so angelegt, dass ihre Besucher zahlreiche Entdeckungen machen können. Häufig führt ein Blick aus einer anderen Perspektive zu einem ganz anderem Eindruck der gleichen Anlage, was durch eine asymmetrische, dezentrale Anordnung erreicht wird. Beliebt sind auch holperige, unebene Wege, um den Betrachter nicht wahrnehmungslos durch den Garten gehen zu lassen. Gerade Wege finden ihre Verwendung nur, um den Blick in eine bestimmte Richtung zu lenken. Je nach Gartentyp oder Einstellung des Betrachters kann man – anstatt herumzuschlendern – sich an einer Stelle niederlassen und den Garten eingehend betrachten und auf sich wirken lassen.

Der Betrachter eines Gartens kann in verschiedenen Elementen eines Gartens viele Interpretationen sehen. Dabei können Elemente sowohl einzeln als auch in Kombination betrachtet und gedeutet werden. Trotz der genauen Planung gibt es aber keine strenge Vorgabe bei der Deutung. In Zengärten kommen besonders die vier Elemente Stein, Moos, Wasser und Baum vor, die letzten beiden jedoch nur in symbolischer Form. Steine symbolisieren beispielsweise Tiere, die in die Natur eingebunden sind. Sie wurden jedoch auch vom Himmel herabsteigenden Göttern gewidmet. Das Wasser steht für Seen oder Ozeane, die auch über das Meer kommenden Göttern gewidmet sein können. Laut einer chinesischen Legende verwandelt sich ein Fisch, der einen Wasserfall hinauf gelangt, in einen Drachen. Dieser Drachentor-Wasserfall stellt in Japan ein Sinnbild für Erleuchtung (Satori) dar. Das Moos hält Feuchtigkeit am Boden und symbolisiert zugleich Alter, was in Japan dadurch auch Ehre bedeutet. Bäume sind das Symbol für das Leben. Sie können auch als Sinnbild für das Menschsein angesehen werden, da sie Teil eines Ganzen und zugleich individuell sind. Je nach gewünschtem Effekt können auch Bonsai eingesetzt werden. Sand, Kies und speziell Granitkies, welcher nicht so schnell verweht, werden verwendet, um Wasser darzustellen. Mit geharkten Linien werden Wellen nachempfunden. Steine an einem Berg können als liegende Hunde, Wildschweine oder als Kälber, die mit ihrer Mutter spielen, aufgefasst werden. Bambus ist sowohl biegsam als auch standfest. Einzelne Abschnitte des Rohrs symbolisieren die Generationen. Pflaumen- und Kirschbäume blühen im Verlauf eines Jahres auf und verblühen wieder, wodurch Vergänglichkeit symbolisiert wird. Auch Formelemente von Hügeln, beschnittenen Hecken oder Seen können eigene Interpretationen ermöglichen.Ähnlich wie die Gärten als Ganzes können Becken aus von Menschenhand bearbeiteten Natursteinen die Einheit von kontrollierter und unkontrollierter Natur widerspiegeln. Ein weiterer möglicher Kontrast sind immergrüne Kiefern neben einem Pflaumenbaum, was den Dualismus von Augenblick und Ewigkeit darstellt. Es können sich darüber hinaus auch Steinlaternen oder Teehäuser in die Landschaft einfügen.

Japanischer Garten – Rückblick

Die Ursprünge der Zengärten liegen in den chinesischen Gärten um das Jahr Null herum, die auf den Taoismus und das Prinzip Yin und Yang zurückgehen. Um 612 hat ein Koreaner namens Shikomaro (was soviel wie hässlicher Maro bedeutet) in Japan Berühmtheit erlangt, weil er eindrucksvolle Gärten gestaltet hatte. Während der Nara-Periode (710 bis 794) begann eine freiere Umsetzung der Natur im Garten. In der Heian-Periode ab 794 bis 1185 waren die in dieser Zeit aufkommenden Dichter für die Gärten verantwortlich. Um 1000/1100 entstand auch der berühmte Ryōan-ji-Tempel. Dazu kam der Stil der Shoin-Architektur, durch den Gärten immer nur aus bestimmten Blickwinkeln betrachtet werden, nie aber der Blick aufs Ganze stattfindet. Ab 1615, also während der Edo-Periode, sind die ersten Gärtner bekannt, die ihre Tätigkeit als richtigen Beruf ausüben. Dabei entstand in kurzer Zeit auch eine Spezialisierung für die kleinsten Details. Angeblich wurde Kyōto 1945 wegen der Gärten von Bomben verschont. Heute sind die Gärten wie in Kyōto grüne Inseln inmitten von modernen Großstädten, die ihre Tradition und ihre Ruhe aufrechterhalten haben.

Japanischer Garten als Teegarten

Im Zusammenhang mit der Teezeremonie entwickeln sich nun auch Teegärten, die ganz eigene rituelle Aufgaben übernehmen. Rund um das Teehaus gilt es, eine Atmosphäre von Abgeschiedenheit von der Welt zu erzeugen, so dass die Teegäste zur Ruhe kommen können. Eine Wartebank und ein Wasserstein zum Reinigen der Hände gehört ebenso dazu wie das Tor, durch das man in den Teegarten eintritt und damit alles Weltliche hinter sich zurücklässt. Die Bepflanzung mit dichtem Bambus oder Sträuchern erzeugt den beabsichtigten Eindruck von Wildheit und Ursprünglichkeit.

Bild: Albert Sutmöller  / pixelio.de

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